I: Bhani
Als der große Geist Bhani schon viele Ewigkeiten alt war, erlangte er das Bewusstsein seiner selbst, und er fühlte sich sehr allein. Er wusste plötzlich, dass es nichts Erhabenes gibt ohne etwas, das niedriger ist, dass nichts schön sein kann, wenn es nicht schöner als etwas Hässliches ist, und er wusste, dass weniger als zwei - nichts ist.
Er löste sich auf und verwandelte sich in die Welt. Er nahm seine Augen und setzte sie als Sonnen in das Nichts, das er selbst war, seine Füße hielt er daneben, und mit seinen Armen setzte er alles in Bewegung. Die kleinen Klümpchen beschrieben Kreise um die großen, und Bhani musste sehr aufpassen, dass alle in der richtigen Bahn liefen; denn sonst wären sie planlos durcheinandergewirbelt, zusammengestoßen und zerstoben.
Als Bhani sich ganz und gar verwandelt hatte und all sein Licht den Sonnen und all seine Kraft den Planeten gegeben hatte, schwebte seine Seele wieder einsam durch die leeren Räume zwischen den Sternen. Er war sehr traurig, dass er alles weggeschenkt hatte, ohne dass ihm in seiner Einsamkeit geholfen worden war.
Weil aber alle Weisheit in ihm war, wusste er auch, dass alles Große einsam ist, und darum beschloss er, sehr klein zu werden und auch sein letztes zu opfern.
Er nahm seine Seele und setzte sie als Planet in eine Lücke in den Bahnen um eine seiner Sonnen. Und dieser Planet unterschied sich von allen anderen. Die Liebe Bhanis, die doch nichts außer sich selbst hatte, das sie lieben konnte, ergoss sich auf diesen Ball und wärmte ihn; und die Weisheit Bhanis, die um alles wusste und doch niemanden hatte, an dem sie hätte offenbar werden können, kühlte die Oberfläche und schuf aus dem brodelnden Dampf das lebenspendende Wasser. Und der Atem Bhanis legte sich um den Klumpen und behütete ihn vor der Leere.
Und wieder betrachtete Bhani sein Werk und wurde sehr traurig: Tot und nutzlos war alles was er getan hatte.
Er gab dem Planeten seine Beweglichkeit, er ließ das Wasser vom Meer aufsteigen, blies es auf das feste Land und ließ es dort wieder herunterfallen; es schlang sich in Rinnsalen und Bächen, in Flüssen und Strömen durch das Gestein und floss wieder ins Meer und stieg von neuem auf. Als das Gestein verwittert und die fruchtbare Erde entstanden war, sah Bhani wohl, dass die Erde ihn liebte; aber es war seine eigene Liebe, und er wurde wieder sehr traurig.
Er sah, dass er auch sein Leben geben musste, und er senkte es ins Wasser und in die Erde. Bald kamen Pflanzen und Tiere und Menschen. Bhani lebte in allen, und sie liebten sich und die Erde und ihr Leben, das Bhanis Leben war, und sie liebten ihn, Bhani, den großen Geist, und Bhani sah alles und freute sich.
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