Alles fließt

Ich schau den Wolken nach
und den kreisenden Vögeln,
dem Schaum auf den Wellen
und weit draußen den Segeln.

  Alles fließt, nichts ist so
  wie vor einer Stunde.
  Nichts bleibt so
  wie noch eben in dieser Sekunde.

Ich hab ein Haus gebaut:
Dicke Balken und Mauern aus Stein.
Und als es fertig war,
da stürzte es lautlos ein.

Ich hab einen Weg gebahnt,
der führt grade in Richtung des Lichts.
Doch als ich ihn ging,
da endet er plötzlich im Nichts.

  Wer lässt die Wolken erstarren,
  hält die Vögel im Flug?
  Wer sagt dem Wind und den Wellen:
  Bleibt stehn! 's ist genug!

  Alles fließt, nichts ist so
  wie vor einer Stunde.
  Nichts bleibt so
  wie noch eben in dieser Sekunde.

Die Welt war warm und voll Licht,
als ich dich gefunden.
Doch dann kam die Nacht,
und du warst verschwunden.

Jetzt steh ich am Strand.
Mir ist kalt. Ich bin nass von der Gischt.
Und ich lache dem Wind
meinen Schmerz ins Gesicht:

  Lass die Wolken doch ziehn!
  Wenn sie weg sind, gibt's schöneres Wetter.
  Und im Frühling da wachsen
  den Bäumen ganz neue Blätter!

  Alles fließt, nichts ist so
  wie vor einer Stunde.
  Und im Zweifel wird's besser
  als jetzt in dieser Sekunde.
 
 


Text und Foto: Peter Hohl

(Abbildung nicht identisch mit dem Buch)
 


 

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Letzte Änderung: 19. November 2002
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