Rezensionsvorschlag "Erfolg ist leicht ..."
Immer wieder einmal entscheiden sich Leser anders als Verlage, Literaturpäpste und Buchgroßhändler voraussehen. Jüngstes Beispiel: Peter Hohl, Journalist mit Zeitungs-, Radio- und Fernsehvergangenheit, machte vor einigen Jahren erstmals aus seinen pointierten Gedanken ein kleines Buch - zunächst nur, um es selbst zu Weihnachten zu verschenken: Aphorismen, Lebensweisheiten und pointierte Erkenntnisse, die er selbst als „Wochensprüche“ bezeichnete. Es war nur vereinzelt bei den Buchhändlern vorrätig, es wurde nicht im Literaturbetrieb gepusht, kaum von der Presse beachtet. Aber wer es irgendwo sah, wollte es selbst besitzen oder verschenken. Die Leser nervten die Buchhändler, bis sie es bestellten. Dann erschienen nach und nach weitere Bände der gleichen Art. Jetzt wurde auch der Buchhandel hellhörig, und heute ist die Auflage bei 110.000 angekommen – eine ganz unglaubliche Zahl für die sonst eher vernachlässigte literarische Kurzform "Aphorismus". Zahnärzte, Rechtsanwälte und Psychologen legen die Bücher in ihren Wartezimmern aus. Wer im Autozug der Deutschen Bahn reiste, fand sie dort monatelang als Gutenachtlektüre. Eine Flut von Leserbriefen und E-Mails kommt nicht nur aus dem deutschsprachigen Gebiet, sondern auch aus Ländern wie Spanien und Schweden, den USA Indien oder Canada. Bisheriger Höhepunkt des Echos: Eine Diplomarbeit über Peter Hohls Aphorismen an der Staatlichen Universität von Kemerovo in Sibirien, die 2008 auf deutsch und russisch als Buch veröffentlicht wurde (Anastasia Tabanakova/Raissa Skorniakova: Moderne deutsche Aphorismen aus linguistisch-kultureller Sicht aufgrund der Aphorismen von Peter Hohl, Kemerovo/Gau-Algesheim 2008, russisch und deutsch, 82 S., ISBN 978-3-922746-57-7).
Was sind das für Bücher, die in der Regel nur aus 52 Sätzen bestehen und die dennoch die Menschen so sehr bewegen?
Peter Hohls Sprüche bestechen zum einen durch ihre sprachlichen Erkenntnisblitze. Unter der Überschrift "NEIN und NICHT" heißt es zum Beispiel: "Verräterische Sprache: Welch kurzer Weg von der Verneinung zur Vernichtung". Fanatismus und Terror mag einem in den Sinn kommen. Oder regt der Spruch eher an, über den kurzen Weg von der Verneinung zur Vernichtung im Zusammenhang mit mittelalterlicher Inquisition oder modernem Rassenhass nachzudenken? Wer käme nicht ins Grübeln bei dem Spruch: "Manchmal fragt man sich: Soll man Kinder zu anständigen Menschen erziehen - oder sie lieber auf das Leben vorbereiten?" Und wer könnte angesichts der täglichen Wirtschaftsnachrichten nicht zustimmen, wenn er liest: „In manchen Firmen werden die Menschen behandelt wie in einer Familie. Wie zu Hause bei Hänsel und Gretel“?
"Die Wochensprüche enden tatsächlich genau an der Stelle, wo eigene Gedanken einsetzen", schreibt der Publizist Sebastian Bröder (Autor für "Psychologie heute" u.a.). Und viele Menschen machen regelmäßig von dem respektvoll freigelassenen Platz für eigene Gedanken auf jeder Buchseite Gebrauch. Beweis dafür sind einige vollgeschriebene Bücher, die Leser an die Autoren zurückgeschickt haben.
Die Sprüche haben aber auch die Eigenschaft, eigenes Verhalten plötzlich glasklar erscheinen zu lassen. "Kein General käme auf die Idee, zwischendurch mal seine Verbündeten anzugreifen. Wieso tun das Ehepartner mit solcher Begeisterung?" fragt Peter Hohl. Und wer würde sich nicht irgendwo wiederfinden in dem Spruch "Es gibt vier Möglichkeiten, nicht gefressen zu werden: Stärker, schneller, schlauer sein - oder nicht gut schmecken." An anderer Stelle machen uns die modernen Aphorismen wiederum mit einem nachsichtigen Schmunzeln auf unsere eigenen Schwächen aufmerksam: "Der Umweltschutz hat große Fortschritte gemacht. Viele sehen jetzt schon, was ihre Nachbarn falsch machen".
Jeder einzelne Spruch ist mit einer eigens dafür geschaffenen Zeichnung des deutsch-argentinischen Designers Joaquín Busch illustriert und gewinnt dadurch oft eine zusätzliche Bedeutungsebene oder wird schlagartig einsichtig und anschaulich. "Auch schlechte Nachrichten können von Vorteil sein - wenn man sie früher hat als die anderen" - zu diesem Spruch marschiert in der Illustration eine lange Reihe von Tierpaaren auf ein großes Holzschiff. Und der Begriff "Prinzipien reiten" gewinnt eine ganz neue Bedeutung, wenn man einen Diener auf seinem Herrn reiten sieht und dazu erfährt: "Prinzipien sind Diener. Sie dienen dazu, in immer gleichen Situationen nicht immer wieder abwägen und entscheiden zu müssen. Aber wenn Diener herrschsüchtig werden, muss man sie rausschmeißen".
Wer heute den Namen „Peter Hohl“ bei Google sucht, gewinnt eine Vorstellung, wie weit seine Wochensprüche schon weitergetragen wurden: In Zitatensammlungen, als Lebensmotto einzelner Menschen, in Zeitungen und Zeitschriften und in anderen Büchern. Manche der Sprüche aus den ersten Bänden sind inzwischen ihrerseits schon so häufig zitiert worden, dass sie fast sprichwörtlich geworden sind: "Die am eifrigsten Raupen bekämpfen, klagen manchmal am lautesten, dass es keine Schmetterlinge mehr gibt" gehört dazu. Oder "Bevor du ein Übel beseitigst, vergewissere dich sorgfältig, dass es sich nicht um das kleinere handelt". Oder auch der Titelspruch des ersten Bandes "Lieber ein Optimist, der sich mal irrt, als ein Pessimist, der dauernd Recht hat".
Der zuletzt erschienene Band will erneut dazu ermuntern, auch und gerade in Problemen eine Chance zu sehen: "Erfolg ist leicht. Mach einfach etwas aus den Misserfolgen". Beweise dafür kennen wir alle: Die Entdeckung des Penicillins auf einer missglückten Bakterienkultur – oder die gelben Post-it-Zettel, deren leicht ablösbarer Klebstoff eigentlich ein Superkleber hätte werden sollen – oder die unerwartete Nebenwirkung eines neuen Medikaments gegen Angina pectoris, die dann einfach als Hauptwirkung der Pille unter dem Namen Viagra höchst erfolgreich vermarktet wurde. Eine durchaus geplante Nebenwirkung des Buchs: Die Autoren fordern ihre Leser auf, ähnliche selbsterlebte Erfolgsgeschichten zu schildern. Sie sollen auf der Internetseite www.wochensprueche.de veröffentlicht werden.
Peter Hohl / Joaquin Busch
"Lieber ein Optimist, der sich mal irrt...", SecuMedia Verlag
Gau-Algesheim
1997, 112 S.
gebunden, € 8,60 ISBN 978-3-922746-60-7
"Ein Mittel gegen Einsamkeit...", SecuMedia Verlag Gau-Algesheim
1999, 112 S.
gebunden, € 8,60 ISBN 978-3-922746-61-4
"Seid froh, wenn's schwierig ist...", SecuMedia Verlag Gau-Algesheim
2001, 112 S.
gebunden, € 8,60 ISBN 978-3-922746-62-1
"Direkt nach vorn...", SecuMedia Verlag Gau-Algesheim 2003, 112
S.
gebunden, € 8,60 ISBN 978-3-922746-63-8
"Erfolg ist leicht...", SecuMedia Verlag Gau-Algesheim 2006, 112
S.
gebunden, € 8,60 ISBN 978-3-922746-64-5
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Astrid Jung oder Peter Hohl
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